Die Glosse - Beispiel

Smarte Dampfbügeleisen

Neulich stand mal wieder eine Ersatzbeschaffung auf der Tagesordnung: Ein neues Dampfbügeleisen sollte das alte Gerät ersetzen, das über Jahre treue Dienste geleistet, aber nun den letzten Schnaufer von sich gegeben hatte.

Der Kauf des neuen Dampfbügeleisens war beim Discounter unseres Vertrauens schnell erledigt. Danach musste erst einmal die Bedienungsanleitung studiert werden. Darin standen zuallererst und vor allem Warnungen: vor möglichen Fehlgriffen, falschen Einstellungen, lockeren Kabeln und überhitzten Wasserbehältern.

Einer dieser Hinweise deutete besonders deutlich darauf hin, dass wir kein Haushaltsgerät, sondern eher eine Höllenmaschine oder ein Folterinstrument erworben hatten. So lautete die eindringliche Warnung: „Bügeln Sie Textilien keinesfalls am Körper.“

Andererseits enthielt die Bedienungsanleitung auch zahlreiche Beweise dafür, dass wir ein supermodernes Gerät erworben hatten, technisch weitaus ausgereifter als unser Vorgängermodell. Das Bügeleisen verfügte nicht nur über einen Handgriff und über einen Wassertank mit Sprühdüse, sondern auch über eine Dampfstoßtaste und eine Selbstreinigungstaste.

An ein ultraschickes Smartphone unserer Tage erinnerte mich aber der kleine farbige Bildschirm im vorderen Teil des Handgriffes. Er erlaubte es, Informationen über die Temperaturstufe, über die Textilart, die gerade gebügelt wird, und über die automatische Abschaltung (Auto-shut-off) des Bügeleisens abzurufen.

Da war ich ganz froh, dass eine Tastatur mit Ziffernblock offenbar vergessen wurde. Sonst hätte ich wahrscheinlich noch während des Bügelns eine Telefonnummer gewählt und mir das Bügeleisen ans Ohr gehalten.

Erschienen: Grafschafter Nachrichten, Friedrich Gerlach