Medien richtig nutzen
Quelle: Praktische Tipps für den digitalen Fakten-Check, blz bayern
Genau hinsehen und nachdenken!
Foto: Jens Büttner (zb)
Wenn du einen Post mit einer „unglaublichen“ Geschichte siehst: Achte auf alles! Passt das Bild überhaupt zur Geschichte (Wir erinnern uns an die Bilder-Rückwärtssuche!)? Wenn das Bild bislang noch nicht in einem anderen Zusammenhang auftauchte, überprüfe es weiter: Sind auf dem Bild KFZ-Kennzeichen, Straßenschilder oder auffällige Häuser zu sehen? Wenn ja: Stimmen diese mit dem angeblichen Ort überein? Das kannst du schnell über „maps.google.com“ herausfinden oder du lädst dir kostenlos Google Earth herunter. Die Satellitenbilder, die für die – nahezu – ganze Welt zur Verfügung gestellt werden, sind zum Überprüfen von Ortsangabe sehr hilfreich.
Es gibt Angebote im Netz, die auf den ersten Blick wie normale Nachrichtenseiten aussehen, das aber nicht sind. Sie haben oft nur das Ziel, bei Facebook, Twitter & Co die meiste Aufmerksamkeit zu finden. Das Problem liegt darin, dass hinter diesen Portalen kein seriöser Journalismus, sondern Propaganda, gepaart mit Verschwörungstheorien zu finden ist. Solche Seiten setzen häufig Falschmeldungen in die Welt. Sie werden nicht von freien Medienunternehmen sondern beispielsweise von politischen Gruppierungen oder sogar von bestimmten Staaten finanziert, um „als alternative Informationsquelle jenseits des Mainstreams“ zu fungieren. So bezeichnet das renommierte Portal „Zeit Online“ eine bestimmte umstrittene Nachrichtenseite als „eine stetige Quelle der Wut“, verweist auf die einseitige Berichterstattung und die Nähe zu AfD und Pegida, deren Demonstrationen die Plattform teilweise live übertrug. Dabei gehen die unseriösen Portalbetreiber geschickt vor: Sie streuen immer wieder auch ordentlich recherchierte Beiträge ein. Stößt ein User beim Surfen zufällig auf einen solchen Artikel, ordnet er die Quelle als glaubwürdig ein. Sieht er sich dann weiter um, wird er immer häufiger mit der politischen Einstellung dieser Medien konfrontiert. Aus der Psychologie kennt man den „Truth-Effekt“: Je öfter man etwas hört, desto eher glaubt man es. Zweifelhafte Portale nutzen noch eine andere Erkenntnis für sich: Je reißerischer eine Überschrift ist, je unglaublicher, emotionaler und krasser, desto schneller und eher wird sie geteilt. Eine Richtigstellung, sofern es diese überhaupt gibt, wird hingegen weitaus weniger geteilt, da sie nicht so spannend ist. Es bleibt nur die Falschmeldung in den Köpfen präsent.
Viele Websites wirken auf den ersten Blick durchaus seriös und vertrauenswürdig, dennoch sollte man prüfen wer die Seite wann erstellt hat. Das kann man z.B. über „https://www.united-domains.de/whois-suche“ herausfinden. Dazu gibt man auf dieser Seite den verwendeten Website-Link ein und bekommt dann angezeigt, wann die Seite registriert wurde und wer dafür verantwortlich ist. Die strengen Vorgaben des Datenschutzes schränken solche Suchergebnisse allerdings stark ein. Eine wichtige Devise: betrachte Quellen immer kritisch. Und nutze, so simpel es klingen mag, deinen gesunden Menschenverstand. Wenn du ein Nachrichtenportal nicht kennst und dir die Meldungen auf der Seite suspekt vorkommen, hast du vermutlich recht mit deinem Gefühl. Überprüfe solche Meldungen dann mit den oben genannten Tipps. Dies hilft dir dabei, in der Flut der Informationen nicht den Überblick zu verlieren.
Tipps zum Prüfen des Wahrheitsgehalts einer Nachricht
Kann ich dieser Nachrichten-Quelle vertrauen?
Prüfe: Kenne ich das Medium?
Prüfe: Kann ich einordnen, welche Ziele dieses Medium verfolgt?
Prüfe: Ist das Medium unabhängig oder ist es an ein Unternehmen, eine Partei oder eine Interessengemeinschaft gebunden?
Ist diese Nachricht plausibel?
Wichtigste Regel: Gesunden Menschenverstand einschalten!
Woher kommt die Information in dieser Nachricht?
Prüfe: Werden Quellen genannt, die vertrauenswürdig sind?
Sind in der Nachricht mehrere Quellen zitiert?
Prüfe: Kommt auch die andere Seite zu Wort?
Gibt es noch andere vertrauenswürdige Nachrichten-Quellen, die ähnliches berichten?
Prüfe: Ein kurzer Check anderer seriöser Quellen, egal ob Online oder Print, hilft sofort!
Ist die Nachricht aktuell oder werden bloß frühere Ereignisse in neue Zusammenhänge gestellt?
Prüfe: Ein kurzer Check anderer seriöser Quellen, egal ob Online oder Print, hilft sofort!
Welche Fragen bleiben bei dieser Nachricht offen, werden bestimmte Aspekte weggelassen?
Denk an die wichtigste Regel: Gesunden Menschenverstand einschalten!
Wem nützt die Nachricht?
Prüfe: Ist eine Tendenz zu erkennen?
Bilder-Rückwärtssuche
Foto: Hanns Friedrich
TinEye
Du klickst also auf das Bild mit der rechten Maustaste, und wählst: „Bildadresse kopieren“ aus oder „Bild speichern unter“. Die kopierte Adresse kannst du direkt in die Suchleiste auf TinEye einfügen. Wenn du das Bild zunächst abgespeichert hast, lädst du es dann auf TinEye hoch – über das nach oben zeigende Pfeilchen neben der Suchleiste. Sobald du auf die Lupe drückst, zeigt dir TinEye alle Seiten an, auf denen die Suchmaschine das Bild gefunden hat. Und nun kommen wir zu dem oben erwähnten großen Vorteil, den TinEye bietet: du kannst hier nach „Oldest“ sortieren. Dann zeigt TinEye als erstes Ergebnis an, wann das Bild zum ersten Mal veröffentlicht wurde.
Jede Suchmaschine hat einen anderen Algorithmus, wertet und ordnet Ergebnisse nach ihrem System. Und somit listen manche Suchmaschinen Bilder in ihren Ergebnissen auf, die andere Suchmaschinen wiederum „übersehen“ hatten. Es geschieht nicht selten, dass z.B. TinEye kein Ergebnis liefert, Google dafür etliche oder umgekehrt. Für eine umfangreichere Rückwärtssuche bietet sich deshalb die Browsererweiterung RevEye an. Diese ist kostenlos herunterzuladen und sehr benutzerfreundlich. Per Rechtsklick auf irgendein Bild kannst du damit ganz leicht jedes Foto durch fünf große und wichtige Suchmaschinen (u.a. Google, Bing, Yandex) gleichzeitig laufen lassen.
Metadaten auslesen
Foto: Silas Stein (dpa)
Um sogenannten Metadaten auslesen zu können, benötigst du ein Programm. Metadaten sagen zum Beispiel, an welchem Tag und an welchem Ort ein Bild tatsächlich aufgenommen wurde. Leider werden diese wertvollen Informationen bei Bildern in den sozialen Netzwerken nicht angezeigt. Aber auf Webseiten und Blogs sind sie oft erhalten. Eine hilfreiche Seite, um Metadaten zu ermitteln ist „www.fotoforensics.com“. Dort kannst du ein Bild hochladen und dir die Metadaten anzeigen lassen. Außerdem wird dir dort eine grau melierte Version des Bildes angezeigt, um eventuelle Manipulationen zu finden.
Metadaten Schritt für Schritt:
1. Öffne www.fotoforensics.com
2. Bild hochladen
3. Links vom Bild ist ein weiß hinterlegtes Kästchen – dort klickst du auf „Metadata“
4. Dir werden die Metadaten deines Bildes angezeigt
Wie viele Informationen dir angezeigt werden, hängt von der verwendeten Kamera und deren Einstellungen ab. Es existieren auch hier mehrere Anbieter, die dich Metadaten auslesen lassen, etwa „www.exifdata.com“. Wofür benötigst du diese Informationen? Dahinter steckt ein ähnlicher Gedanke wie bei der Rückwärtssuche: Wenn ein Foto vermeintlich ein Ereignis vom 17.12.2018 zeigt, das Bild aber laut Metadaten bereits am 09.12.2018 aufgenommen wurde, solltest du sehr skeptisch sein, was den weiteren Inhalt der vermeintlichen Meldung betrifft. Journalisten nutzen Metadaten auch, um bei Bildern, die sie online finden, nachzuhaken: Mit welcher Kamera hat der (Hobby-) Fotograf das Bild gemacht? An welchem Ort? Zu welcher Uhrzeit? Ist angegeben, dass das Bild mit einem i-Phone aufgenommen wurde, in den Metadaten steht aber, dass es sich bei der Kamera um eine Canon-EOS 70 D handelt, ist klar, dass etwas nicht stimmt. Theoretisch ist es auch möglich, Metadaten zu manipulieren. Aber so oder so wäre in diesem Fall klar, dass du bei dem entsprechenden Bild vorsichtig sein und im Zweifel lieber die Finger davon lassen solltest.
Ganz wichtig zu wissen: Hinter vielen Accounts stecken keine echten Menschen, sondern Maschinen, so genannte Social Bots. Diese sehen meist wie ganz normale Accounts aus, die von Menschen betrieben werden: Sie haben ein Profilbild, kommentieren und liken. Aber sie wurden von jemandem programmiert, der mit ihnen ein klares Ziel verfolgt. Die Gefahr liegt darin, dass Social Bots in sozialen Netzwerken zu Verzerrungen bei der Meinungsbildung und im öffentlichen Diskurs führen können. Sie tragen zu Desinformation bei und dazu, dass manipulierte oder erfundene Nachrichten (Fake News) weit verbreitet werden.
Social Bots
Foto: Anaabell Griebl
Social Bots sind auf allen sozialen Netzwerken unterwegs (Instagram, Facebook, Twitter etc.). Niemand weiß, wie viele Social Bots genau in den einzelnen Netzwerken aktiv sind. Klar ist aber, dass es sehr, sehr viele sind. Facebook selbst sprach in einem Börsenbericht 2017 davon, dass insgesamt nach zehn bis zwölf Prozent aller Accounts „falsche Accounts“ sind. Klar dürfte sein, dass die korrekte Zahl der Social Bots sehr viel höher liegt. Facebook selbst – und ebenso natürlich alle anderen sozialen Plattformen – hat ein natürliches Interesse daran, die Zahl der Bots möglichst niedrig einzuschätzen, da sich diese schädigend für das „soziale“ Geschäftsmodell auswirken. Sollten Sie auf einer sozialen Plattform aktiv sein, sind sie also ziemlich sicher schon einmal mit einem Bot in Kontakt gekommen, z.B. über eine Gruppendiskussion, ohne es zu merken!
Erkennungsmerkmale eines Bots:
- Er setzt extrem viele Tweets ab.
- Er folgt auffällig vielen Accounts und auffällig viele folgen ihm.
- Bots folgen, liken und kommentieren sich gegenseitig, um so mehr Relevanz vorzutäuschen und anderen Usern eher angezeigt zu werden.
- Oft haben Bots seltsame oder unnatürlich wirkende Profilbeschreibungen.
- Sehr häufig sind die Profilfotos gestohlen.
- Über die Bilder-Rückwärtssuche findest du das schnell heraus.
- Der Account twittert inhaltlich immer sehr ähnliche Nachrichten.
Auch für Privatpersonen gibt es mittlerweile kostenlose Programme im Netz, mit deren Hilfe es möglich sein soll zu erkennen, ob man es mit einem echten Menschen oder einem Bot zu tun hat. Die Programme überprüfen die oben genannten Bot-Kriterien automatisiert. Allerdings sind die Tools meist für den englischsprachigen Raum programmiert, was oft zu verfälschten Ergebnissen in der Betrachtung deutscher Accounts führt. So untersucht „Socialbearing.com“ unter anderem auch Sprache und Wortwahl der Accounts: Wird viel Negatives, Aggressives getwittert? Das deutsche Wörtchen „die“ wird von „Socialbearing“ als das englische „die“, also „sterben“, eingestuft, was dann vom Programm als „negativ“ gefärbter Tweet markiert und entsprechend gewichtet wird. Insgesamt lässt sich sagen, dass die Programme, die es aktuell gibt, noch nicht wirklich zuverlässig arbeiten.
Welche Nachrichten sind für mich wichtig?
Foto: Anaabell Griebl
Grafik: Maria Faiß (Main-Post)
Welche Nachrichten wichtig sind, ist für jeden Menschen unterschiedlich. Die Relevanz einer Nachricht hängt von mehreren Faktoren ab: geografische Nähe, Aktualität, Interesse für die Thematik, Bekanntheit der betroffenen Personen. Da nicht alle Nachrichten für alle relevant sind, liest nicht jeder die komplette Zeitung oder alle Nachrichten auf der Homepage – und das ist auch in Ordnung. Um die Nachrichten zu finden, die dich interessieren, orientierst du dich am besten an Themenrubriken wie beispielsweise „Sport“, „Aus aller Welt“ oder „Lokales“. Online kannst du sogar nach gezielten Schlagwörtern im Nachrichtenangebot suchen und so Artikel zu deinem Thema finden. Auch wenn es normal ist, nicht alle Nachrichten eines Medienproduktes zu lesen, solltest du dich trotzdem auch zu Themen informieren, die dich vielleicht erstmal nicht interessieren. Zu solchen Themen zählen zum Beispiel das politische und gesellschaftliche Geschehen im In- und Ausland. Diese mögen dir oft weit weg vorkommen, können aber auch Einfluss auf dein Umfeld haben. Du musst kein Experte werden, aber es ist immer von Vorteil einen Überblick über globale, aktuelle Ereignisse zu haben.
Ein regionales Nachrichtenangebot, wie es die Zeitungen und Online-Seiten der Mediengruppe Main-Post präsentieren, bietet eine breite Auswahl, unter anderem:
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